ISBN 978-3-940-209-29-0
254 Seiten – Preis: 16,90
Taschenbuch
erschienen im NOEL-Verlag, www.noel-verlag.de

Beginn der Eiszeit  

Es war Sonntagabend. Es war eiskalt draußen. Ich trug meine neue Lederjacke, die ich mir um des Aussehens Willen gekauft hatte und in der ich mir jetzt den Arsch ab fror.
Auf dem verfluchten Bürger-
steig war nicht ge­streut worden und es war mindes-
tens so rutschig wie auf den Straßen. Ich ging zu Fuß in die Stadt.
Diesen Ent­schluss bereute ich spätestens, als ich den kleinen vereisten Weg runter schlitterte, der mich Richtung Haupt­straße brachte.

Ich fühlte mich auf einmal wieder wie 14 oder 15. Damals war ich jeden Tag zu Fuß unterwegs gewesen, um mich mit den anderen zu betrinken oder irgend einen Mist zu rauchen. Jeden Tag in der verdammten Woche. Und nachts bin ich immer wie ein Schlafwandler nach Hause gewankt.

Ich kann mich erinnern, wie ich stockbesoffen im Schnee gesessen habe und mir die Sterne angesehen habe. Wie ich im Sommer aus dem Fens­ter gesehen habe und nur an meine Freunde und einen guten Joint denken konnte, an das Gefühl der Zusammen­gehörigkeit. Die Sonne ging langsam unter und formte sich am Horizont zu einem orange-roten Ball, der lang­sam hinter den Hügeln versank. Es war eine unwirkliche Stille. Es war kein Auto unterwegs. Man hatte den Eindruck, der Schnee dämpfte jedes reale Geräusch. Meine Hände und mein Gesicht waren rot und taten weh, aber ich genoss es.

 
Top