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 DIE AUTORIN Bruna Albaneze-Sutej

wurde am 11.3.1939 in Rijeka, Kroatien, ehem. Jugoslawien, geboren. Schon 1942 mussten wir, weil mein Vater als Kommunist den Widerstand in der Region um Rijeka organisiert hat und eine von der Wehrmacht gesuchte Person war, plötzlich über Nacht in die Berge flüchten.

Der Vater wurde bald gefasst und bis 1945 in Dachau gefangen gehalten.

Meine Mutter hat uns in einer Höhle versteckt und mit Buchenblättern genährt, bis auch wir gefasst wurden und in ein Lager gebracht wurden. Die Mutter landete in Rom in einem Frauen-Lager.

Wir Kinder wurden den verschiedenen Großmüttern übergeben. Ich liebte meine Großmutter, die meine Lungen pflegte, und die jüngste Schwester meines Vaters sehr, aber die eine wurde bald ermordet, die andere starb bald danach aus Kummer.

 

 

Ich bin gerne in die Schule gegangen und erwartete dort Schutz vor dem Leben. Glaube ich. Viele Lehrer habe ich verehrt, ich habe sehr gerne gelernt, ich meinte, dass ich gut in der Schule sein musste, das war das Einzige, was ich selbst machen konnte. Geschwommen bin ich gerne und über Strände gerannt, vor dem Ballspiel habe ich aber unheimliche Angst gehabt. In einem meiner Kinderträume später sah ich in dem roten Ball die Granate versteckt, die meine Mutter mir oft in die Hand gedrückt hatte, als sie den Säugling, meine Schwester, versorgen musste. Diese Granate sollte ich vorsichtig halten und gut auf sie aufpassen. Jeder, den der Ball traf, blutete dunkelrot in meinem Traum …

1945, nach der Rückkehr aus Dachau, wurde mein Vater ganz groß gefeiert und zum Direktor einer Firma und Parteisekretär der Stadt Rijeka ernannt. Aber schon 1948 wurde er von seinen Parteifreunden bezichtigt, dass er ein deutscher Spion und damit ein Volksfeind sei. Deshalb schickte man ihn auf Goli Otok, das berüchtigte Straflager für Politische. Mit 11 Jahren erlebte ich, wie man meinen Vater plötzlich herumschubste und in Handschellen durch die Stadt führte.

Man beschuldigte ihn (der schon in Dachau mit seinen Freunden Jugoslawien begründen wollte), ein deutscher Spion gewesen zu sein.

Als er nach knapp drei Jahren vollkommen gebrochen, fast verrückt aus den Lagern heraus kam, sagte er nur, von Freunden tut es noch mehr weh, bedeutend mehr.

 Man hat von mir schon im Gymnasium gefordert, dass ich in die Partei eintrete. Ich wollte nicht. Nur der Vater verstand mich. Aber auch er bat mich zuletzt hineinzugehen, meinetwegen, auch seinetwegen, sagte er. Die ersten abstrakten Worte in meinem Kopf und Leben waren früh da: Gerechtigkeit, Wahrheit, Freiheit. Auch Trotz.

1958 habe ich ein sehr gutes Abitur abgelegt. So wurde mein Studium mit einem Stipendium gefördert.

1964 beendete ich mein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften in Zagreb, mit einer Arbeit über W. Faulkner.

Danach arbeitete ich als Lehrerin für Literatur und Kunst.

1964 heiratete ich und bekam Arbeit im „Zentrum für Kultur und Information“ in Zagreb. Es war eine sehr gute Stelle, aber meine Arbeit und Kultur, besonders die Information, hatte keine Chance im tota-litären Staat.

1966 sind wir „vorübergehend“ nach Deutschland gekommen. In Braunschweig und Regensburg haben wir unsere Kinder bekommen.

Dass ich aus meiner Heimat weggegangen bin, hat mich tief geprägt, mehr als ich für möglich hielt. Dass die Welt Plätze hat, wo man leichter überleben kann, fand ich sehr schön. Es war fast Luxus so sorglos zu atmen, auszuatmen, niemanden hinter sich als Schatten zu befürchten, einfach durchs Leben gehen. Ich bin dafür immer noch dankbar. Ich bemühte mich auch sehr, ich bemühe mich.

Warum ich weggegangen bin, haben mir diese schrecklichen Jugoslawien-Kriege gezeigt. Sie symbolisieren auch das Schicksal meines Vaters, das wiederum ein Frühbote dieser Kriege war. Erst zu spät war er rehabilitiert worden, vor dem Tode praktisch. Aber als er starb, war er schon am Abend im Fernsehen zu sehen, man erinnerte sich dann doch an seine Verdienste und seinen Mut, es gab ein Ehrenbegräbnis mit Reden, Blumen und Salutschüssen! Ich musste nur weinen.

Ich lebe schon mehr als vierzig Jahre in Deutschland. Ich arbeitete mit ausländischen Kindern, mit Spätaussiedlern, Vertriebenen und Flüchtlingen.

 

 

Ihr Buch erschien im August 2012 im NOEL-Verlag

  

JELENA - Die lange Reise einer Fremden

ISBN: 978-3-942802-65-9

Genre: Allgemein

Preis: 18,90 €

Seiten: 263

Hardcoverbuch mit Lesebändchen

Coverbild: Bruna Albaneze-Sutej

Coverbearbeitung: Gabriele Benz

 

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In JELENA – die lange Reise einer Fremden, beleuchtet die Autorin Bruna Albaneze-Sutej

das Problem Heimatlosigkeit und Familie facettenreich und aus der Sicht von

verschiedenen Personen. Man spürt überall die Sehnsucht nach Liebe und Verständnis zwischen den Figuren und auch eine tiefe Liebe zu ihrer Meereslandschaft.

Aber auch die moralisch hoch aufgeladenen Themen Krieg, Faschismus und sozialistische

Diktatur integriert sie ohne plakativ zu werden oder in Klischees zu verfallen.

Man merkt, dass dies Themen sind, die die Autorin lange selbst reflektiert hat und zu denen sie einen dezidierten Standpunkt hat, von welchem aus sie erzählt, ohne jemals belehrend zu wirken.

Hinzu kommt ein in seinen besten Phasen wunderbarer lyrischer Ton, der sich gut liest und den Inhalt wie einen Fluss präsentiert, aus dem man nicht fort möchte.

 

 

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